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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 140

1877 - Oldenburg : Stalling
140 Inzwischen hatten sich im ganzen Lande Reformvereine gebildet, und die Parlamentsreform war zu einer allgemeinen Angelegenheit der Nation geworden. Da erhob sich im Unter-Hause am 1. Mrz 1831 Lord John Rssel und trug einen Gesetzentwurf vor, der von den Whigs mit strmischem Bei-fall aufgenommen wurde. Das Ministerium erklrte, mit der Reformbill stehen oder fallen zu wollen. Der Vorschlag war keineswegs radical, sondern nur darauf berechnet, die Mi-bruche und Ungerechtigkeiten der bestehenden Wahlordnung zu beseitigen. Die Aristokratie behielt noch immer das Ueber-gewicht, nur sollte dem gebildeten Mittelstande das Unterhaus trat (18461851). Seit 1848 begnstigte er fast berall die frei-sinnigen und nationalen Bestrebungen. Wegen seines khnes Ein-schreitens nannte ihn der liberale Roebuck Lord Fenerbrand", oder noch witziger das diplomatische Allerweltsschwefelholz," Als er wegen der Forderung eines jonischen Juden, also eines englischen Staats-brgers, an die griechische Regierung Athen mit einem Bombardement bedroht hatte, verhinderte er seinen Sturz durch eine fnfstndige Rede, die er mit den Worten: Civis Romanus sum" schlo, denn wie diese Worte einst auf der ganzen Erde Schutz gewhrten, so sollte auch jenem Inden die Hinweifnng auf sein englisches Brgerthum gleichen Schutz gewhren. Allgemeiner Beifall ward ihm zu Theil, und fein Gegner Robert Peel erklrte: Wir Alle sind stolz auf ihn!" Als er bereilt, wie ein Dictator, die Billigung des Staatsstreiches in Frankreich vom 2. Dec. 1851 aussprach (vgl. Xix.), ehe seine Regierung einen Beschlu gefat hatte, mute er aus dem Ministerium ausscheiden. Bald bernahm et das Ministerium des Innern, das er mit gleicher Gewandtheit wie frher das des Auswrtigen leitete (18521855). Im Krimkriege folgte er auf Aberdeen als Premier-Minister (1855 bis 1858) und rettete als solcher die Trkei (vgl. Xx.), wie er den Bund mit Frankreich bewahrte. Als er nach Orsini's Attentat auf Napo-leon Iii. (vgl. Xix.) das Asylrecht politischer Flchtlinge durch die Verschwrungsbill beschrnken wollte, mute er vor Derby zurcktreten-Aber der Rutionalfampf in Italien fhrte Palmerston von neuem an die Spitze (1859 1865), und et blieb Premier bis zu feinem Tode (18. October 1865). Whrend er fr Italien die hchste Sympathie zeigte, opferte et die Rechte Schleswig-Holsteins der ffentlichen Meu nung in England und dem Anbringen der Gromchte in der Londoner Eonfetenz (1852). Er bekmpfte den Aufstand in Indien (1857) und unternahm zweimal den Kampf gegen China (1856-1858 und 1860) und sicherte den Frieden während des amerikanischen Unionskrieges (vgl. Xxviii.)

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 292

1877 - Oldenburg : Stalling
292 Franzosen blieb. Aber jetzt drohte ihnen Gefahr, durch die Minen in die Luft gesprengt zu Werden. Glcklicher Weise entdeckten sie die Drhte, die von demselben in die Stadt fhrten, durchschnitten sie und zogen einen Graben um den Thurm, wodurch die Explosion verhindert wurde. Auch das sogenannte Kleine Sgewerk" und die Centralbastion er-strmten die Franzofen, verloren aber in wenigen Stunden 7300 Mann. Unterdessen waren die Englnder mit der kalt-bltigsten Tapferkeit auf den groen Redan losgegangen, wurden aber von versteckten Batterien mit einem solchen Kugel-regen empfangen, da sie in noch nicht zwei Stunden 2400 Mann einbten und den Platz rumen muten. Aber der Fall Sebastopols war durch die Einnahme des Malakoff-thurmes entschieden. Gortschakow, dem der Sturm 13,000 Mann gekostet hatte, lie die noch brigen unterminirten Bollwerke in die Luft sprengen und den Rest seiner Flotte versenken. Er zog sich nach der Nordseite der Stadt zurck, nachdem er die Schiffbrcke hinter sich hatte abbrechen lassen, und nahm mit dem grten Theile seiner Truppen eine Stel-lung in den stlichen Gebirgen. So war denn das stolze Sebastopol nach einer elfmonatlichen Belagerung, die zu den denkwrdigsten der Geschichte gehrt, gefallen, und Peliffier zog am 10. September in die rauchenden Trmmer der Stadt ein, deren Befestigungswerke ihm trotz der Zerstrung noch Staunen abnthigten. Die Flotte der Verbndeten hatte in der Ostsee keine bedeutende Kriegsthat ausgefhrt, wohl aber dem russischen Seehandel ein Ende gemacht. Alle Klassen der Bevlkerung sehnten sich nach Frieden. Da kam es Rußland zu Statten, da der General Murawiew den trkischen Befehlshaber Wassif Pascha zwang, die Festung Kars in Kleinasien nach tapferer Vertheidigung zu bergeben (28. Nov. 1855). Es konnte sich nun mit Ehren zu Friedensunterhandlungen verstehen. Graf Orlow wurde zum Friedenscongre nach Paris geschickt, an welchem Rußland, Frankreich, England, Oestreich und die Trkei Theil nahmen; auch Sardinien wohnte in der Person des Grafen Cavour und des Marquis Villamarina zum ersten Male einem Congre der Gromchte bei. Am Schlu wurde auch Preußen wegen etwaiger Abnderungen der Wiener Ver-

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 446

1877 - Oldenburg : Stalling
446 - mehrere an ihn ergangene Aufforderungen zur Capitulation zurckgewiesen, so wurde am 24. August mit der Beschieung der Stadt begonnen. Mit Ausnahme einer achtstndigen Pause am Morgen und Vormittage des 26. August dauerte das Bombardement drei Tage. Den Anla zu der Pause gaben Vermittelungsvorschlge des Bischofs von Straburg, die aber als unannehmbar zurckgewiesen wurden. *) General Uhrich hielt sich bei Verteidigung der Stadt nicht auf dem Boden des Vlkerrechts. Obgleich Kehl eine offene Stadt ist und nicht in der Schulinie lag, lie Uhrich doch auf diese Stadt schieen und sandte Brandgeschosse auf die mit der Weien Fahne und dem rothen Kreuz beflaggte Kirche, in der Kranke gepflegt wurden, ja sogar auf die herbeigeeilte Feuer-wehr. Der eommandirende General sandte eine Depesche an Uhrich, worin er ihn fr diese arge Verletzung des Vlkerrechts verantwortlich machte, worauf als Antwort erfolgte, unweit Kehls stehe eine Batterie, darum habe er die Stadt in Brand geschossen. Da also der Unterschied zwischen einer offenen und befestigten, Stadt vllig ignorirt und Kehl zum groen Theil in Asche gelegt ward, so konnte auch deutscher Seits von Schonung keine Rede mehr sein, als die Stadt bombardirt wurde, so schmerzlich das Unglck der alten deut-schert Stadt jeden Deutschen berhren mute. Soviel als thun-lich wurden die Geschosse auf Kasernen, Magazine und andere ffentliche Gebude gerichtet, bis am 27. August das Bombardement' eingestellt und die regelmige Belagerung begonnen ward. Doch war die Verwstung in Straburg furchtbar. Auer den Privathusern, in denen viele Menschen-leben zu Grunde gingen, war das Theater verbrannt, die berhmte Bibliothek und andere ffentliche Gebude lagen vernichtet und auch das Mnster, dieses ehrwrdige Denkmal altdeutscher Baukunst ein Werk Erwins von Steinbach war verletzt worden. Zum Glck war nur der Dachstuhl abgebrannt und auch am Thurme nur wenig geschdigt; die berhmte Uhr war erhalten. *) Bei den Unterhandlungen wurde auch hier von den Franzofen ans den Parlamentair Feuer gegeben und dessen Fahne durchlchert.

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 481

1877 - Oldenburg : Stalling
481 - wurden erschossen ungleich mehr Leiden verhngt hatte, als die vorausgehende durch die Deutschen. Die schnsten Bauten der Stadt, Stadthaus, Louvre, Tuilerien, die Vendmesule und andere Denkmler der Kunst, ja ganze Straenviertel waren durch Petroleum in Schutt und Asche gelegt, und erst nach einem dreitgigen Verzweiflungskampfe, der der 10,000 Menschen dahinraffte, erlosch das grauenvolle Schauspiel der social-demokratischen Republiken Blut, Brand und Trmmern.*) 14. Wiedcraufrichtung des deutschen Kaiserthums. Herrlich war die Frucht der glorreichen Siege; alle Schmach, die uns der bermthige Erbfeind seit drei Jahr-Hunderten zugefgt, war gercht und getilgt, urdeutsche Lande an unserer Westgrenze waren wieder fr Deutschland ge-Wonnen: noch herrlicher aber war die Frucht, die'aus dem glcklich beendeten Krieg fr den inneren Ausbau unseres Vaterlandes hervorging: die Wiederaufrichtung des ehr-wrdigen, durch Frankreichs Gewaltthtigkeit' und Frevelmuth zertrmmerten Deutschen Kaiserthums. Schon im Beginne des heiligen Krieges zur Verteidigung des Vaterlandes durchdrang alle deutschen Herzen das lebhaste Gefhl, da der Main nicht mehr die Grenze zwischen Nord-und Sddeutschland bilden drfe, da die Staaten des Nor-dens und des Sdens zu einer politischen Einheit zusammen-wachsen mten. Seit dem Jahre 1866, wo Oestreich aus 1 Deutschland ausgeschieden, war in den Fürsten Sddeutsch-t lands die Erkenntni zur Geltung gekommen, da sie nur in I engem Anschlu an den mchtigen deutschen Staat, der an der Spitze des norddeutschen Bundes stand, einerseits ihren ) Thiers, seit Februar Chef der Executive, ward! zum Prsiden-tat der franzsischen Republik erklrt, aber im Mai 1873 gestrzt. Marschall Mac Mahon tritt als Prsident an seine Stelle, die im November desselben Jahres auf sieben Jahre verlngert wird. (Septeunat). Royalistische Bestrebungen des Grafen Chambord als Heinrichs V. scheiterten. Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 31

5. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 40

1881 - Oldenburg : Stalling
40 wieder aufbauen lie, da er bei ihrer Einweihung selbst von dem groartigen Eindrucke berrascht wurde und voll Be-geisterung ausrief: Gelobt sei Gott, ich habe dich berwun-den, Salomo!" Zehntausend Menschen arbeiteten sechs Jahre lang an dieser Kirche, und die Kosten beliefen sich auf sieben Millionen Thaler nach unserem Gelbe. Ungeheuere Kosten verursachten auch die Bauten zum Schutze der Grenzen. Ein Grtel von mehr als achtzig Festungen und Castellen zog sich lngs der Donau von Belgrad bis zum schwarzen Meere hin. Alle diese Bauten erhhten den Glanz von Justinians Regierung, vermehrten aber auch die Abgaben, die ohnehin im griechischen Reiche hoch genug gestiegen waren. Auch Handel und Gewerbe suchte Justinian zu heben. Das letztere geschah namentlich durch Einfhrung des Seiden-baues. Das Vaterland des Seidenbaues war das stliche Asien, vorzglich China, das lange Zeit im ausschlielichen Besitz dieser reichen Erwerbsquelle blieb. Von China aus kam die Seide durch persische Karawanen in das griechische Reich, wo besonders in Konstantinopel die seidenen Stoffe sehr gesucht waren und unmige Summen dafr aus dem Lande gingen. Justinian aber fhrte mit den Persern un-aufhrlich Krieg, und die persischen Karawanen blieben aus. Da kamen zwei Mnche, die, um Heiden zu bekehren, Persien und Indien durchwandert waren, zum Kaiser Justinian nach Konstantinopel und machten den Kaiser mit dem Geheimnis des Seidenbaues bekannt. Aus des Kaisers Befehl und von ihm reichlich untersttzt, unternahmen die Mnche eine zweite Reise nach Indien, und brachten in hohlen Wanderstben eine Menge Sameneier mit. Diese wurden im nchsten Frh-jhr in Mist ausgebrtet, die jungen Raupen mit Maul-beerblttern gefttert und glcklich Cocons *) gewonnen. Auf diese Art kam der Seidenbau ins Abendland und wurde so-gleich in Griechenland mit dem besten Erfolge betrieben, von wo er sich dann spter nach Sicilien und Italien verbreitete. *) Cocon nennt man die Puppe der (Seidenraupe oder das aus einem einzigen, gegen 1000 Fu langen Faden bestehende Gehuse, mit welchem sich die Seidenraupe umspinnt und in welchem sie sich zur Puppe umwandelt.

6. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 106

1881 - Oldenburg : Stalling
106 hinein raubten und mordeten. Heinrich, zum offenen Kampfe zu schwach, schlo sich in die Stadt Verla im Hildesheimischen em und lieferte ihnen kleine Gefechte. Einst gelang es einem schsischen Heerhaufen, einen Fürsten der Ungarn gefangen zu nehmen, und gefesselt vor den König zu führen. Die Ungarn boten fr ihren Huptling ein hohes Lsegeld, und lieen sich endlich zu einem neunjhrigen Waffenstillstand be-wegen, bei welchem sich freilich Heinrich zu einem jhrlichen Tribut verstehen mute. So ungern der König dies that, so sah er doch ein, da es erst noch langer Vorbereitungen und Anstrengungen bedrfe, ehe er imstande sei, das deutsche Land vollstndig von jenen barbarischen Horden zu befreien. Die Ruhe des Waffenstillstandes benutzte Heinrich auf das Trefflichste. Deutschland hatte damals noch wenige feste Pltze. Daher kam es, da die Schwrme der Ungarn bei chren Einfllen das schutzlose Land weit und breit ber-schwemmten und Menschen und Beute davon schleppten. Heinrich sorgte dafr, da die vorhandenen festen Pltze durch strkere Mauern in besseren Stand gesetzt, und ihre Zahl durch neue vermehrt wurde. Solche feste Pltze hieen Burgen. Jeder neunte Mann der Bevlkerung vom Lande wurde als Dienstmann in diese Burgen gelegt, während die acht brigen mit dem Landbau beschftigt waren und ein Drittel alles Ertrages der Felder in die Burgen abliefern muten. Hinter die Mauern dieser mit Wall und Graben versehenen Burgen, auf deren Belagerung sich die Ungarn nicht einlieen, konnte nun bei erneuter Kriegsgefahr der Landmann sich mit all seiner Habe zurckziehen. Indem Heinrich seine Deutschen, welche einen grndlichen Widerwillen gegen das Leben hinter engen Mauern hegten, an diese neuen Aufenthaltsrter immer mehr gewhnte, ward er der Grnder des Brgerstandes. Von der Anlage fester Pltze, aus denen nachmals Städte entstanden, fhrt er den Bei-namen des Stdtebauers. Demnchst widmete der König seine Sorgfalt der Aus-bildung und Verbesserung des Heerwesens. Damit seine Scharen, die meist aus schwerem, mit Streithmmern be-waffnetem Fuvolk bestanden, den Kampf mit den leicht be-

7. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 232

1881 - Oldenburg : Stalling
232 und weltlichen Standes herbei. Die Groen wetteiferten, sich durch Glanz und Pracht auszuzeichnen, die Prlaten'und Doktoren durch Gelehrsamkeit und Beredsamkeit. Auer den Patriarchen, Kardinlen, Erzbischsen, Bischfen. bten, geringeren Priestern und Abgeordneten der Universitten, auer den Fürsten und Herren, kamen viele, nur durch Neugier gelockt, das auerordentliche Schauspiel zu sehen.' Einmal sollen 150 000 Fremde und 30 000 Pferde gezhlt worden sein; die gewhnliche Zabl der Anwesenden war 80000 Dieser Kirchenversammlung war eine dreifache Aufgabe gestellt, denn einmal wollte man sich darber einigen, wer als allge-mein anerkannter Papst auf dem Stuble Petri sitzen solle-sodann mute die Verbesserung der Kirche in ihren Dienern vorgenommen und endlich die von der katholischen Kirche ab-weichende Lehre des Johann Hu untersucht werden.' Johann hatte von einer solchen Versammlung im voraus Nichts Gutes fr sich erwartet. Als er aus seiner Reise in die Nhe von Kostnitz kam, rief er, auf die Stadt deutend: ,'Das sieht aus wie eine Grube, in der man Fchse fngt!" Er brachte eine auerordentliche Menge italienischer Geistlichen mit, durch deren Stimmen er sich die Oberhand zu verschaffen hoffte. Aber man kam auf der Versammlung gleich anfangs berein, da die Stimmen nicht nach den Kpfen, sondern nach den Nationen gezhlt werden sollten. Man nahm daher vier Hauptnationen an, die deutsche, franzsische, englische und italienische, von denen jede erst in besonderen'versammlungen beratschlagen, und dann nach der Mehrheit der Stimmen in ihr selbst, in der allgemeinen Versammlung eine Gesamtstimme abgeben sollte. Zuerst drangen die franzsische, deutsche und englische Ration darauf, da, um den Frieden in der Kirche herzustellen, alle drei Ppste abdanken sollten. Trotz allen Widerstrebens mute sich Johann dazu verstehen (1415); heimlich aber beschlo.. er, von Kostnitz zu fliehen, wozu ihm Herzog Friedrich von Ostreich hlfreiche Hand bot. Er veranstaltete auerhalb der Stadt ein Turnier. Whrend alles zu diesem Schauspiele hinausstrmte, kam der Papst in Reiterkleidung, die Armbrust aus der Lende, glcklich aus der Stadt nach Schaffhausen, wohin ihm Friedrich bald folgte. Sobald die Flucht des Papstes kund geworden war, entstand in Kostnitz allgemeine Bestrmung, und ein Teil der Versammlung machte in der That Anstalten zum Abzge. Allein Sigismund ritt selbst durch die Straen, Beruhigte' das

8. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 81

1881 - Oldenburg : Stalling
81 er der Vervollkommnung der Muttersprache alle Sorgfalt. Er befahl den hheren Geistlichen, dafr zu sorgen, da das Volk das Vaterunser und das christliche Glaubensbekenntnis in der Muttersprache auswendig lernte und da nur in dieser ge-predigt wrde; er lie ferner die altdeutschen Volks- und Heldenlieder sammeln, welche jedoch spter wieder verloren gingen. Er machte selbst den Entwurf zu einer deutschen Sprachlehre und fhrte fr die Benennung der Monate deutsche Namen ein, welche nachher von den lateinischen wieder ver-drngt wurden. Auch fr Handel und Verkehr, fr Anlegung prchtiger Bauten, fr Ackerbau und Landwirtschaft war der Kaiser ungemein thtig. Um Handel und Verkehr zu erleichtern, hatte er den Plan, durch einen Kanal die Altmhl und die Rednitz und dadurch den Main mit dem Rhein, somit die Nordsee mit dem schwarzen Meer zu verbinden. Allein die Unkunde der Arbeiter, die Unvollkommenheit der Werkzeuge und an-dauernde Regengsse vereitelten das groartige Unternehmen.*) Unter den Bauten, die er auffhren lie, zeichnen sich, auer den Wohn- und Wirtschaftsgebuden seiner Gter, besonders seine von italienischen Baumeistern ausgefhrten Palste (Pfal-zen) zu Aachen, Ingelheim und Nymwegen aus; ferner jener der heiligen Jungfrau geweihte Dom zu Aachen mit seinen aus Rom und Ravenna herbeigeschafften Gemlden und Marmor-sulen, der als Muster bewundernswrdiger Schnheit gerhmt wird: weiter der Leuchtturm zu Boulogne, die 500 Schritte lange hlzerne Rheinbrcke bei Mainz, an welcher zehn Jahre hindurch gearbeitet wurde, die aber leider schon ein Jahr vor Karls Tode abbrannte. Endlich verdient auch die Badeanstalt zu Aachen Erwhnung, die er so einrichten lie, da in dem warmen Wasserbehlter der hundert Personen, darunter seine Shne, Freunde, andere Groe, ja sogar Leibwchter, mit ihnen herumschwimmen konnten. Um Ackerbau und Landwirtschaft zu frdern, lie er Drfer bauen, Wlder ausrotten, Smpfe austrocknen und *) Erst der 1000 Jahre nachher war es dem König Ludwig I. von Baiern vorbehalten, den khnen Gedanken wieder aufzunehmen und zu vollenden. Stacke, Mittelalter- 6

9. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 39

1881 - Oldenburg : Stalling
39 Parteiungen zerrttet, an denen das Volk von Konstantinopel und selbst der Kaiser teilnahmen. Der berhmteste dieser Kaiser ist Justinian I., unter dessen Regierung das Reich zu einem gewissen Glnze und zu einer Art von Blte ge-langte. Justinian war der Sohn eines Landmannes und Neffe des Kaisers Justin, der ihn zum Mitregenten annahm, bis er nach dessen Tode selbst den Thron bestieg (527). Ohne hohe Geistesgaben und Strke des Charakters zu besitzen, erhob er doch seine Regierung zu der glnzendsten und machte es sich zur Aufgabe, die alte rmische Kaisermacht wieder herzustellen. Was ihm an groen Eigenschaften abging, das ersetzte seine geistvolle und entschlossene Gemahlin Theodora. Diese, von der Insel Cypern gebrtig, war die Tochter eines Brenwrters am kaiserlichen Hofe. Frhe widmete sie sich dem Theater und fhrte als Schauspielerin einen sittenlosen Wandel. Von ihren Kunstreisen nach Konstantinopel zurck-gekehrt, gab sie pltzlich ihr lasterhaftes Leben auf und be-fleiigte sich der' Frmmigkeit und Sittsamkeit. So lernte Justinian sie kennen, und entzckt von ihrer Schnheit und ihrem Geiste, berhufte er sie mit Reichtmern und erhob sie endlich zu seiner Gemahlin. Bei seiner Krnung wurde auch sie mit der Krone geschmckt und dadurch als Mit-regentin anerkannt. Wie dem Kaiser leistete das Volk auch ihr den Eid der Treue, und ihr Name stand neben dem des Kaisers auf allen Gesetzen, Verordnungen und ffentlichen Denkmlern. Im Innern des Reiches machte sich Justinian besonders dadurch verdient, da er eine Sammlung von Gesetzen ver-anstalten lie, nach der im ganzen Reiche Recht gesprochen werden sollte. Durch dieses allgemein gltige Gesetzbuch war der im Rechtswesen herrschenden Unordnung und manchen Mibruchen abgeholfen. Aber auch in Werken der Baukunst suchte der Kaiser seinen Ruhm. Die unter ihm gebauten Wasserleitungen, Brcken, Krankenhuser, Kirchen und Festun-gen sind nicht zu zhlen. In Konstantinopel selbst lie er fnfundzwanzig neue Kirchen bauen, unter diesen die berhmte Sophienkirche. Schon zweimal war dieses Gebude abge-brunt, als sie Justinian mit einer so auerordentlichen Pracht

10. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 139

1881 - Oldenburg : Stalling
139 Xxvii. Der erste Kreuzzug. (1096 1099). 1. Veranlassungen ?u den Lrcnmgen. Peter von Amiens. Schon in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung war es Sitte, Wallfahrten nach dem gelobten Lande zu unternehmen. Besonders hufig wurden sie unter der Regierung des Kaisers Constantinus, wo die Christen aus den brigen Teilen des rmischen Reiches immer zahlreicher nach den heiligen Sttten pilgerten. Den Pilger kleidete der Priester in das einfache Pilgergewand, versah ihn mit dem Kreuze, hing ihm die Pilgerschrpe mit der Pilgertasche um und reichte ihm den Pilgerstab. So verlie der Wall-fahrer, eingesegnet und mit geweihtem Wasser besprengt, den heimischen Boden und konnte in allen christlichen Landen auf gastfreie Aufnahme rechnen. Kehrte er nach Jahren in die Heimat zurck, dann dankte er ffentlich dem Herrn und stellte als Zeichen der geendeten Wallfahrt auf dem Altar der Kirche einen Palmenzweig aus dem gelobten Lande auf. Fr die Mhen der Pilgerfahrt belohnte ihn die Achtung, die et in der Heimat geno, so wie die Erinnerung an das Gebet auf dem Grabe des Heilandes und an das Bad im Jordan. Constantin hatte sich um die Ausschmckung der heiligen Sttte hoch verdient gemacht. Das heilige Grab ward zum prachtvollen marmornen Tempel, und daneben er-hob sich die prchtige Kirche der Auferstehung. Ebenso be-thtigte auch des Kaisers Mutter, die heilige Helena, ihren frommen Sinn dadurch, da sie, bereits in hohem Alter, zum gelobten Lande wallte und dort Kirchen und Kapellen er-baute. Das Verlangen, in der Kirche des heiligen Grabes zu beten, die Sehnsucht, den Boden zu betreten, wo der gttliche Erlser gewandelt und gelitten, der Glaube, da solch frommes Werk von allen Snden reinige und zum Himmel fhre, spornte Unzhlige an, das gelobte Land zu besuchen. Dazu kamen in der Folge auch irdische Trieb-
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